Koch- und andere Bücher, Rezensionen

Serviert // Roland Trettl

28. Dezember 2015

„Serviert“ verspricht nichts weniger als „Die Wahrheit über die besten Köche der Welt.“ Von der Abrechnung eines Spitzenkochs und einer kulinarischen Streitschrift ist im Klappentext werbewirksam die Rede.

Trettl ist einer der weiß wovon er spricht. Unter Witzigmann arbeitet er sich hoch zum Küchenchef von Hangar-7, Ikarus und einigen interessanten internationalen Restaurants. Seine Ansichten und Meinungen zu Themen wie Foodblogger, den Sternewahn, TV-Kochshows, Streetfood, dem obligatorischen Brotkorb und Alkohol in der Spitzenküche zeugen von großer Erfahrung und gesundem Menschenverstand – eine Abrechnung oder gar Streitschrift ist es aber nicht. Dafür erfährt man eher Belangloses über Trettls Befindlichkeiten und Sympathien. Wenn dann doch so etwas wie Kritik anklingt, dann werden keine Namen genannt. Enttäuschend…

Aus der Hangar-7 Zeit dürften auch die meisten der enthaltenen Rezepte stammen. Bei diesen bin ich sehr zwiegespalten, weil die meisten davon ohne Thermomix / Pacojet / Dampfgarer nicht nachzukochen sind. Dies befremdet umso mehr, als der Autor auf Seite 65 angibt schon seit 30 Jahren keinen Thermomix mehr gebraucht zu haben???

Die versprochene Haptik eines Hardcovers erreicht das Buch leider durch die doppelten Einbandseiten nicht – eher die eines gehobenen Taschenbuches. Die Buchgestaltung allerdings lässt einen verzweifeln: das noch ansprechende Cover verspricht mehr als der Inhalt dann halten kann. Bei der Typographie wechseln sich eine dekorative Serifenschrift in Westernanmutung mit einer serifenlosen, eng gestellten Versalschrift ab. Schön ist was anderes. Teilweise in Farbkombinationen (zB. S. 120: leucht-orange auf hellgrauem Hintergrund) die das Lesen auch Menschen ohne Farbschwäche recht schwer macht und für Epileptiker durchaus gefährlich sein dürfte. Das allerschlimmste allerdings sind für mich die Bilder – lieblos grob gerasterte Artikel- und Produktbilder in schwarzweiß und neonorange.

rezension_trettl_01

Da hätte man sich bei dem Preis doch lieber konventionelle Farbbilder gewünscht um die Ästhetik der verschiedenen Gerichte beurteilen zu können. So versumpft alles in einem grauen oder orangen Pixelmatsch. Deutlich mehr Bilder der verschiedenen Gerichte und Backstageaufnahmen aus den Küchen fände ich persönlich wesentlich spannender als das …undzwanzigste Bild mit Herrn Trettl.

Mein persönliches Fazit, viel Hype um Nichts. Aus den vorgenannten Gründen gibt es für dieses Buch nur einen von fünf Sternen!

208 Seiten
ZS Verlag GmbH
ISBN 978-3898834933
€ 22,99

http://www.roland-trettl.com/
https://www.youtube.com/watch?v=u-C2t95kLQU

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